Mit dem Festival „Baltischer Winter
2012“ bereichert die
Brahmsgesellschaft Stralsund nun schon zum fünften Mal das Musikleben
in unserer Hansestadt. Ein Ereignis, das eine breite Öffentlichkeit
gewonnen hat, in ihrer Hauptsache aber hinter verschlossenen Türen
stattfindet. Junge Musiker, Studenten aus verschiedenen Hochschulen des
Landes, nehmen das Angebot wahr, sich einzeln oder gemeinsam unter
Leitung eines ihnen bis dato unbekannten Lehrers in Musikstücke zu
versenken, ihrem Spiel Schliff zu geben, ihr Repertoire zu erweitern,
sich aufeinander einzulassen und öffentlich zu präsentieren, was sie
dazugelernt und einstudiert haben. Die Leistung der Initiatoren der
Brahms-Gesellschaft, die jedes Jahr mit größter Anstrengung diese eine
Woche im kalten baltischen Winter organisieren, ist zu würdigen.
Was in
anderen Regionen „Saure-Gurken-Zeit“ heißt, nennt man ja in Stralsund
harmlos „Heringssaison“. Eine Zeit, die gerade beginnt. Es sind
Schulferien und Theaterferien, es ist kalt und dunkel. Denn auch hier,
wie überall, ist in Mecklenburg-Vorpommern normalerweise im Sommer
Festival-Saison. Aber das Festival „Baltischer Winter“ hat die
Angewohnheit, gerade dann stattzufinden, wenn die Stadt still steht,
sich keine Touristenströme durch Welterbe und Ozeaneum drängeln, wenn
die Teilnehmer sich wie selbstverständlich im Theater ausbreiten
können. Selten hat man hier so seine Ruhe. Ideal zum Üben und
gemeinsamen Spielen und gemeinsamen Kennenlernen.
Inzwischen ist das
Festival „Baltischer Winter“ nicht nur ein Meisterkurs. Es ist eine
Veranstaltungsreihe und endet mit der öffentlichen Präsentation der
Ergebnisse der Meisterklasse, deren Kapazitäten schon im Dezember
ausgebucht waren. Brahms wäre über ein solches Engagement in seinem
Namen vielleicht überrascht. Ein lebenslang einsamer Komponist war er,
der Schwermut und romantische Verklärung alleine in seinem Hamburger
Arbeitszimmer in Musik verwandelt hat. Das passt zu Stralsund. Und auch
die Geselligkeit junger Menschen, die sich unter seinem Namen hier
gemeinsam eine gute Zeit machen.
Vielen Dank den Initiatoren und Sponsoren. Ich wünsche dem Festival
„Baltischer Winter 2012“ großen Erfolg und den Organisatoren gleich
neuen Schwung für die Vorbereitungen im nächsten Jahr.
Sonja Steffen
Mitglied des Deutschen Bundestages